Kaum ein Wirkstoff in der Hautpflege sorgt seit Jahren für so viel Gesprächsstoff wie Retinol. Beauty-Magazine feiern es als Anti-Aging-Wunder, Influencer schwören darauf – und gleichzeitig kursieren viele Mythen und Unsicherheiten.
Doch was sagt eigentlich die Dermatologie dazu?
Als Hautarzt möchte ich in diesem Artikel erklären, was Retinol wirklich ist, wie es wirkt und worauf Sie achten sollten.
Retinol gehört zur Familie der Vitamin-A-Derivate. Im Körper spielt Vitamin A eine wichtige Rolle für Wachstum, Sehkraft und das Immunsystem. Auf die Haut aufgetragen wirkt Retinol vor allem auf die Zellerneuerung und Kollagenbildung.
Kurz gesagt: Retinol gibt müden Hautzellen einen Schubs und hilft ihnen, sich wieder wie „junge Zellen“ zu verhalten.
Studien zeigen, dass Retinol einer der wirksamsten Inhaltsstoffe in der Dermatologie ist – vorausgesetzt, es wird korrekt angewendet.
Das Besondere: Retinol ist kein „Soforteffekt-Wirkstoff“. Die Haut braucht Wochen bis Monate, um sichtbar zu reagieren.
Aus ärztlicher Sicht ist Retinol ein Goldstandard in der Hautpflege – wenn es richtig eingesetzt wird.
Wir sehen in der Praxis täglich Patient:innen, die viel Geld in Cremes investieren, ohne die Grundlagen zu kennen.
Die wichtigsten Empfehlungen:
Meine ärztliche Einschätzung: Retinol ist kein Trendprodukt, sondern eine Substanz, die seit Jahrzehnten wissenschaftlich belegt wirkt.
Eine der häufigsten Fragen in der Sprechstunde: „Kann ich Retinol mit meinen anderen Produkten mischen?“
Nicht ideal in der gleichen Routine:
Gut verträglich in Kombination:
Gerade zu Beginn berichten viele Patient:innen über:
Das ist in Maßen normal und zeigt, dass die Haut arbeitet. Wenn die Beschwerden stark werden, hilft es, die Anwendungspausen zu verlängern oder eine mildere Form zu wählen.
Wichtig: In Schwangerschaft und Stillzeit sollte Retinol nicht angewendet werden.
Tipp vom Hautarzt: In der Eingewöhnungsphase kann die Haut spannen oder sich röten. Produkte mit Panthenol oder Ceramiden beruhigen und helfen, die Hautbarriere schneller zu stabilisieren.
Nicht geeignet ist Retinol für sehr empfindliche Hauttypen ohne ärztliche Begleitung.
Erste Verbesserungen sind oft nach 6–12 Wochen sichtbar, das volle Potenzial entfaltet sich nach mehreren Monaten.
Ja, wenn die Haut sich daran gewöhnt hat. Zu Beginn besser 2–3 Mal pro Woche.
Retinol ist die „milde“ Form. Stärkere Varianten wie Tretinoin sind verschreibungspflichtig und werden bei Akne oder starker Hautalterung eingesetzt.
Nein. Retinol und andere Vitamin-A-Säure-Derivate sollten weder in der Schwangerschaft noch in der Stillzeitangewendet werden.
Grund: Vitamin-A-Säuren können die Entwicklung des ungeborenen Kindes beeinträchtigen. Deshalb lautet die klare Empfehlung: Verzicht auf Retinol in dieser Zeit.
Idealerweise bereits dann, wenn Sie eine Schwangerschaft planen oder intensiv versuchen.
Spätestens jedoch, sobald ein Schwangerschaftstest positiv ist, sollte Retinol sofort abgesetzt werden.
Retinol ist kein Hype, sondern ein medizinisch belegter Baustein moderner Hautpflege.
Es kann Falten glätten, Akne verbessern und Pigmentstörungen mildern – wenn man es richtig anwendet und Geduld mitbringt.
Mein Rat als Hautarzt:
Starten Sie niedrig dosiert, schützen Sie Ihre Haut tagsüber mit Sonnenschutz und lassen Sie sich im Zweifel beraten. Eine fachliche Hautanalyse und Begleitung – zum Beispiel bei einem Beratungstermin bei Skinmedic – kann helfen, die Anwendung optimal auf Ihre Haut abzustimmen.
Übrigens: Die besten Ergebnisse erzielen wir oft, wenn Retinol mit professionellen Behandlungen kombiniert wird – etwa einem HydraFacial oder einem medizinischen Facial einmal pro Monat. So wird die Haut zusätzlich geklärt, intensiv durchfeuchtet und kann die Wirkstoffe noch besser aufnehmen.